Das Craft-Bier-Fest ist eine Veranstaltung für Genießer. Ob IPA, Pilsner, Dark Ale oder Bock: Beim Craft-Bier-Fest gibt´s bestimmt auch dein Lieblingsbier.
Das Craft-Bier-Fest ist eine Veranstaltung für Genießer. Ob IPA, Pilsner, Dark Ale oder Bock: Beim Craft-Bier-Fest gibt´s bestimmt auch dein Lieblingsbier.
Seine schwarzen Lackschuhe reflektieren das Sonnenlicht. Aus der linken Hosentasche zieht er eine Taschenuhr, wirft einen Blick darauf und klappt sie wieder zu. Es ist kurz nach 15 Uhr. Sein Vollbart ist penibel gepflegt und die kinnlangen Haare sind nach hinten gelegt. Heute ist der vorletzte Apriltag und die Sonne scheint so kräftig wie schon lange nicht mehr. Ich frage mich, ob ihm mit seinem grauen Anzug in der prallen Sonne nicht heißt ist. Beide stehen wir vor der U-Bahn Station Gasometer. Ob er wohl auch dorthin geht, wo ich hin will? Heute findet das Craft-Bier-Fest in der MGC Messehalle statt. Er geht nach rechts, ich nach links. Soviel sei gesagt: Zum Craft-Bier-Fest sind wir schlussendlich beide gelangt.
Das Craft-Bier-Fest fand vom 28. April bis zum 30. April statt. Von Donnerstag bis Samstag kosteten sich tausende Menschen durch die kreativsten nationalen und internationalen Biersorten. Im Eintrittspreis von 10 Euro pro Tag war ein Verkostungsglas für den Gast inkludiert. Stilecht konnte man sich also durch das unglaublich vielfältige Angebot an Wasser, Hopfen und Malz der 73 verschiedenen Brauereien aus 15 Ländern probieren. Craft-Bier ist handwerklich gebrautes Bier. Diese Biere sind Kreationen mit besonderem Charakter. Sie heben sich durch Aussehen, Geruch und Geschmack von anderen ab. Der handwerkliche Aspekt bedeutet auch, dass die Braumanufakturen ihre Biere in vergleichsweise kleinen Mengen herstellen. Beim Craft-Bier-Fest sind viele Biere auf eine gewisse Flaschenanzahl limitiert und werden dadurch noch mehr wertgeschätzt.
Meine erste Anlaufstelle beim Besuch des Craft-Bier-Festes ist der Infostand. Hier wird Bargeld zu Jetons gemacht, denn die Bierproben werden am Craft-Bier-Fest ausschließlich mit Jetons bezahlt. Ein Jeton hat den Wert eines Euros. Das Veranstaltungsteam empfiehlt einen Jeton pro einen dl Bier. Veranstaltet wird das Craft-Bier-Fest unter anderem von Micky Klemsch. Er führt mich auch durch die ersten drei Stunden meines Besuchs in der Messehalle. Unser erstes Ziel ist der Stand der CULTURBrauer. Diesem Zusammenschluss neun österreichischer Familienbrauereien gehört auch die Privatbrauerei Zwettler an. Auf ihrer Agenda stehen die Förderung der österreichischen Bierkultur und die Weitergabe von Wissen rund um das Bierbrauen. Die CULTURBrauer zeichnen sich vor allem durch ihr Verständnis für Bierspezialitäten, den Bezug regionaler Rohstoffe und die Verwendung alter Braurezepte aus.
In der empfohlenen Bierverkostungsfolge der CULTURBrauer scheinen 19 Craft-Biere auf. Diese werden entweder direkt vom Fass gezapft oder finden ihren Weg von der Flasche in das Verkostungsglas. Micky Klemsch betont, dass es für ihn besonders wichtig ist am Craft-Bier-Fest nur Biere vom Fass oder der Glasflasche anzubieten. Da Klemsch Teil von Biorama, einem Magazin für nachhaltigen Lebensstil ist, hat Plastik bei seinem Event nichts verloren. Ich widersetze mich der angegebenen Bierverkostungsfolge und starte beim Craft-Bier-Fest mit der Nummer 9 – einem fruchtigen orangeroten Zwettler Sanjana IPA aus der Flasche mit 6,7 % vol. Meine Rebellion wird belohnt. Der Duft von Mango, Grapefruit, Orange und Litschi macht sich wunderbar in meinem Verkostungsglas und harmonisiert unheimlich gut wenn man die Bedeutung von Sanjana hinterfragt: Sanjana bedeutet auf indisch die Sanfte. Die dazugehörige Bier -Beschreibungen liest sich wie verträumte Lyrik: „Am Gaumen begleitet eine dezente Malzsüße den „exotischen Obstkorb“ und formt einen kräftigen harmonisch-ausgewogenen Körper, welcher mit seiner markanten Hopfenbittere lange nachklingt und Lust auf mehr macht.“ Hach.
Apropos Lust auf mehr: Nach einem Glas Wasser, das bei Bierverkostungen wirklich, wirklich wichtig ist, probiere ich mich an der neuesten Kreation der Zwettler Brauerei – Black Magic. Auf einmal befinde ich mich in einer anderen Bierdimension. Das obergärige Austrian Black Porter mit 8,3 % vol. habe ich noch immer in der Nase, wenn ich daran denke. „Kräftiger Körper, weich, ölig mit dezenter, feingliedriger Perlage.“ Wenn das kein Liebesbeweis ist! Das satte Schwarz des Bieres ist definitiv magisch. Bevor ich dem Zauber gänzlich erliege, gibt mir Micky noch einen guten Tipp: Jetzt bloß nicht das Volumenprozent meiner weiteren Biere drosseln. Denn dann würde ich den vollen Geschmack schwächerer Craft-Biere nicht auskosten können. Beim Verkosten von Bieren beginnt man mit schwachen Bieren und steigert allmählich das Volumenprozent. Das stärkste am Craft-Bier-Fest angebotene Bier hat übrigens die slowakische Brauerei Lanius. Dieses Speciality Fruit Beer mit dem Namen Belgian Cherry Triple Ale 27° hat stattliche 15,2 % vol.
Kreativität ist bei Craft-Bier-Festen immer präsent. Wobei mir die Dekoration der Stände und die Namen der Craft-Biere am meisten gefallen haben. Anette Limette, Berry White, Zombie Geisha oder Josefine (benannt nach der Wiener Prostituierten Josefine Mutzenbacher) sind nur einige wenige der kreativsten Namensschöpfungen. Genauere Infos zu den Bieren findet ihr in der Bierliste für das Craft-Bier-Fest.
Meine Reise führt mich weiter zu Brew Age, einer österreichischen Start-Up Brauerei. Ihr Motto: „Höchste Qualität, maximale Frische.“ Der Leitspruch bezieht sich darauf, dass ihre Biere ohne Filter, Stabilisatoren und Pasteurisation auskommen und deshalb zwangsweise weniger lange haltbar sind. Start-Up Brauereien sind für Micky Klemsch eine besondere Bereicherung. Für ihn ist ein gutes Craft-Bier-Fest eine Veranstaltung mit einer ausgewogenen Mischung an kleinen und großen Brauereien. Große Brauereien wie Pilsner Urquell sorgen für die nötige Infrastruktur für das Craft-Bier-Fest. Sie haben mehr Ressourcen zur Verfügung, als Start-Up Brauereien und sind deshalb ein essentieller Bestandteil der Craft-Bier-Szene. Klemsch bezeichnet die tschechische Brauerei Pilsner Urquell auch als „Keeper of the Craft“, denn seit 1842 wird in Pilsen Bier nach traditionellem Handwerk gebraut.
Da das Biertrinken neben Tschechien auch besonders in Österreich Tradition hat, folgen einige Fakten, die der bierserver.at veröffentlicht hat.
5 Fakten aus dem Bierland Österreich:
Eines darf beim Craft-Bier-Fest nicht fehlen: Gutes Essen. Auch darum haben sich die Veranstalter gewissenvoll gekümmert. Ausgewählte Street-Food ExpertInnen (Sanfish, Beo, Ben Jacobs, Chimaek, A Speedy Potatoe und Hy Kitchen) kredenzen innen oder außen Fischleberkäse, vegetarische Empanadas, koreanische Spezialitäten, Burger und Ofenkartoffel. Dass die Gerichte mit frischgezapftem Bier harmonieren, muss wohl gar nicht mehr angemerkt werden. Mein Tipp für das nächste Craft-Bier-Fest im Herbst: Ein Bier deiner Wahl und Bio-Pommes. Mehr braucht´s nicht.
Schon langsam neigt sich mein Besuch beim Craft-Bier-Fest dem Ende zu. Fazit: Das Gesamtbild ist stimmig. Die Braumeister sind gesprächig und geben gerne ihr Fachwissen weiter. Das Angebot an Speisen und Bieren ist vielfältig. Die Gäste sind gesellig und freuen sich über neue Bekanntschaften mit denen gefachsimpelt werden kann. Micky erwähnte zu Beginn, dass auf seinem Craft-Bier-Fest trotz etlichen Litern Bier keine Oktoberfest-Stimmung aufkommt. Das kann ich nur bestätigen. Die Gäste sind hier um zu genießen, zu probieren und neues zu entdecken. Neues wird uns hier eindeutig geboten und das auf hohem Niveau. Ein Biergenießer ist scheinbar auch der ominöse Anzugträger mit Bart aus der U-Bahn. Der hat sich schon längst sein Sakko lässig über die Schulter gehängt, neigt seine Nase tief ins Verkostungsglas und macht genau so brav wie ich Verkostungsnotizen. Craft-Bier-Fest: Chapeau!