Einmal jährlich präsentiert sich das Waldviertel bei der Veranstaltung waldviertelpur in Wien. Wir haben umgehört und versucht, herauszufinden, was das Waldviertel ausmacht.
Einmal jährlich präsentiert sich das Waldviertel bei der Veranstaltung waldviertelpur in Wien. Wir haben umgehört und versucht, herauszufinden, was das Waldviertel ausmacht.
Es ist wieder soweit. Zum 15. Mal ist es soweit. Waldviertler Kultur infiltriert Wien. Drei Tage lang – von 16. bis 18. Mai 2018. Denn: waldviertelpur steht wieder an. Das Fest bringt Unternehmer, Wirte und Organisationen aus dem Waldviertel nach Wien. Die Grundidee dahinter ist, interessierten Menschen in Wien das Waldviertel näher zu bringen und Interesse zu wecken.
Mittlerweile geht das Fest weit über diese Grundidee hinaus. Es ist ein Spektakel für Alt und Jung, Treffpunkt für Waldviertler, die ihre Heimat verlassen haben und ein Ort, an dem das Viertel zeigt, was es zu bieten hat.
Über 100 Aussteller präsentieren sich heuer bei waldviertelpur. Sie bringen kulinarische Highlights wie Waldviertler Bier und Graumohn, traditionelle Musik und Handwerkskunst auf den Rathausplatz in Wien. Damit stehen sie drei Tage lang im Zentrum der gesamten Stadt.
Unter all der Vielfalt der Stände tun sich selbst Waldviertler schwer, dem Viertel einen eindeutigen Charakter zuzuordnen. Kein Wunder – es ist auch unglaublich bunt. Deshalb haben wir uns bei den Ausstellern auf waldviertelpur umgehört und versucht, herauszufinden, was das Waldviertel wirklich ausmacht.
Stefan und Verena betreiben einen kleinen Stand für den Verein SZENE Waldviertel. SZENE Waldviertel veranstaltet verschiedene Events im Raum Horn und versucht, Kultur ins Waldviertel zu bringen. „Vor allem im kulturellen Bereich gibt es ein sehr starkes Stadt – Land Gefälle. Im Waldviertel gibt es derzeit kaum Kulturangebote. Wir wollen das ändern“, erklärt Verena. Sie ist überzeugt: Im Waldviertel kann noch Großes entstehen.
„Das Waldviertel prägen vor allem die Leute, das Essen und ein unglaubliches Potential. Es gibt einfach noch nicht viel – für neue Ideen und Veranstaltungen ist das eine Riesen Chance“.
Verena, SZENE Waldviertel
Mit ihrem Stand wollen sie diese Denkweise an ein größeres Publikum bringen. Die Besucher soll sehen, dass das Waldviertel eben kein kulturelles Brachland ist.
Wer Schnaps und Whisky mag, wird den Stand der Destillerie Rogner aus Rapottenstein lieben. Hier gibt es Whisky, Gin, Rum, Obstbrände und Liköre in verschiedenster Sorten und ausgefallenen Geschmacksrichtungen. Kaffee-Whiysky-Likör zum Beispiel – eine Geschmacksrichtung, unter der sich wohl kaum jemand etwas vorstellen kann.
Standbetreiber und Unternehmenschef Hermann Rogner ist schon seit Jahren bei waldviertelpur dabei. Acht Mal hat er seine Schnapskreationen bereits bei der Veranstaltung präsentiert. Ihm geht es vor allem darum, in Wien auf sich aufmerksam zu machen – denn ein wesentlicher Teil seiner Kundschaft sind Wiener.
Am Waldviertel schätzt Hermann Rogner vor allem eines: Die Natur.
„Die sauberen Flüsse und die durchgemischten Wälder – denn die sind nicht einfach nur einheitliche Wälder aus Fichten, sondern da kommen alle möglichen Nadel- und Laubbäume zusammen. Ich wohne direkt neben dem Wald und es ist wunderschön. Daraus schöpfe ich immer wieder neue Kraft.“
Hermann Rogner, Destillerie Rogner
Wie jedes Jahr hat auch traditionelle Handwerkskunst seinen Platz bei waldviertelpur. Die Drechslerei Reiter aus Rudmanns bei Zwettl betreibt einen großen Stand direkt im Zentrum der Veranstaltung. Das sechste Jahr in Folge präsentiert sie heuer traditionelle Handwerksstücke aus Zirbenholz.
Hinter dem Tresen steht Daniela. Sie stellt den Besuchern die Kreationen der Manufaktur vor: Unter anderem Schüsseln, Untersetzer, Kugeln oder „Vulkane“ oder Kugelschreiber.
Ihr Bild vom Waldviertel ist simpel – und dennoch aussagekräftig darüber, was die Region in ihrer Natur zu bieten hat.
„Typisch für das Waldviertel sind für mich vor allem die grünen Landschaften und natürlich die weitläufigen Wälder.“
Daniela, Drechslerei Reiter
Etwas abgelegen von der Mitte des Events liegt der Stand von Rudolf Bichl. Mit vollem Elan preist der Imker hier seine Produkte an. Besonders stolz ist er auf seine Kreationen mit einem bestimmten Heilkraut: „Ysop“. Rudolf Bichl ist im Gegensatz zu vielen anderen Ausstellern heuer zum ersten Mal bei waldviertelpur vertreten. Seine Produkte hat gibt es nämlich erst seit Kurzem.
So sehr wie er seine Heilpflanzen schätzt, schätzt Rudolf Bichl auch die Natur des Waldviertels.
„Das Waldviertel ist Natur pur. So wie diese Veranstaltung hier Waldviertel pur ist. Man glaubt immer, das Waldviertel ist am Ende der Welt, weil es so unberührt erscheint. In Wahrheit ist es aber gleich nebenan.“
Rudolf Bichl, Imkerei Bichl
Wenn es um das Waldviertel geht, darf Mohn nicht unerwähnt bleiben. Das Waldviertel ist berühmt für seinen Graumohn und lässt auch die Besucher von waldviertelpur in eine Welt von Mohnzelten, Mohnstrudel und Co eintauchen. Laura ist eine der Betreuerinnen des Standes für Waldviertler Graumohn der Landeskulturverwaltung Niederösterreich.
In ihren Augen bietet der Mohn aus dem Waldviertel im Vergleich zum ansonsten geläufigen Mohn einen entscheidenen Vorteil: „Graumohn ist viel weicher und saftiger als der importierte Blaumohn, der für die meisten Mohnprodukte verwendet wird. Bei Gerichte wie Mohnnudeln oder Mohnzelten merkt man das im Geschmack. Deshalb hat der Waldviertler Graumohn auch so einen guten Ruf.“
Das Waldviertel verbindet Laura vor allem mit Mohn.
„Ich komme eigentlich aus Wien und habe das Waldviertel erst durch meine Arbeit bei der Landeskulturverwaltung kennengelernt. Dort habe ich vor allem den Waldviertler Mohn schätzen gelernt. Deshalb verbinde ich das Viertel in erster Linie mit Mohn in verschiedensten Formen – also Mohnzelten, Mohnnudeln, Mohnstrudel oder auch einfach Mohnfelder.“
Laura, Waldviertler Graumohn
Wenig besuchte Schlösser und Burgen. Damit beschäftigt sich das Projekt PAMÁTKY ŽIJÍ – tschechisch für „Denkmäler leben“ – im südlichen Tschechien und dem Waldviertel. Die Initiative will auf alte, vergessene Stätten aufmerksam machen und so Touristen in die Regionen Waldviertel und Südböhmen locken. Als Beispiel nennt Standbetreuerin Martina ihre Heimatstadt Jindřichův Hradec rund 30 Kilometer nördlich von Heidenreichstein.
Durch ihre Tätigkeit bei Památky žijí verbindet Martina viele Schlösser und Burgen mit der Region Waldviertel. Aber auch Teiche und Karpfen sind in ihren ein wesentlicher Teil des Viertels.
„Typisch für das Waldviertel ist für neben den alten Burgen vor allem Teiche – und Karpfen. Auch der Wald gehört natürlich dazu.“
Martina, PAMÁTKY ŽIJÍ „Denkmäler leben“
Auf den ersten Blick etwas unscheinbar ohne Überdachung präsentieren Niederösterreich und Tschechien auch eine zweite Kooperation. Dabei dreht sich alles um Schaugärten und Parkanlagen in Südböhmen und Niederösterreich. Ziel des Standes ist auch hier: Tourismus in den Regionen fördern.
Raphaela erklärt den Besuchern von waldviertelpur die Initiative. Sie selbst stammt aus Wien. Ein ungefähres Bild vom Waldviertel hat sie aber dennoch.
„Wenn ich an das Waldviertel denke, denke ich an Natur und Radfahren. Im Kamptal kann man das nämlich, soweit ich mich richtig erinnere, sehr gut. Außerdem habe ich große Bauernhöfe im Kopf – mit vielen Kühen, die auf einer Weide grasen.“
Raphaela, Der grüne Reichtum von Südmähren, Vysočina und Niederösterreich
Das Waldviertel hat so einiges zu bieten. Es in wenigen Sätzen zu beschreiben, ist praktisch unmöglich. Dementsprechend verschieden sind die Eindrücke: Sieben Personen haben sieben unterschiedliche Bilder von der Region. Die Grundzüge des Waldviertels kommen aber in fast jeder Beschreibung vor: Natur, Essen und grenzenlose Freiheit. Mit genau diesen Eigenschaften präsentiert es sich auch bei waldviertelpur.