Wien ist anders - Besonderheiten unserer Bundeshauptstadt

Typisch Wien?
FREIZEIT & SPORT

veröffentlicht von marlies

20. Dezember 2017

FREIZEIT & SPORT

Um unsere Bundeshauptstadt Wien ranken sich so manche Vorurteile. Aber was davon stimmt wirklich und was bleibt ein Mythos? Wir haben uns umgehört.

Dass die Wiener ein ganz eigenes Volk sind, ist ja schon lange kein Geheimnis mehr. Es gibt so einige Klischees über sie, aber was davon trifft wirklich zu? Natürlich sollte man keineswegs alle Wiener in einen Topf werfen und viele Erlebnisse beruhen auf reinen Momentaufnahmen, aber es hat sich wohl jeder schon einmal gedacht „Typisch Wien…“ und dabei (zumindest innerlich) die Augen verdreht, oder nicht? Um mit einigen Vorurteilen aufzuräumen, haben wir nachgehakt und die Wiener Bevölkerung und ihre Besonderheiten näher unter die Lupe genommen.

1. Die Wiener sind unfreundlich und jammern ständig

Erst vor Kurzem konnten wir in den Medien mitverfolgen, dass Wien zur zweitunfreundlichsten Stadt weltweit ernannt wurde. Überholt werden wir in diesem Wettbewerb nur von Paris. Aber stimmt das wirklich? Ehrlich gesagt beruht das wohl auf subjektivem Empfinden und individuellen Erfahrungen.
Es mag schon stimmen, dass Wiener gern meckern und auch manchmal unfreundlich sind, aber natürlich sind nicht alle von Grund auf jammernde, grantige Zeitgenossen. Trotzdem muss man zugeben, dass es ja doch in gewisser Weise stimmt: egal ob absolut unvorhersehbares Schneechaos im Dezember (wer denkt denn auch daran, dass es im Winter schneien könnte?), Hitze in der U-Bahn im Sommer (heiße Temperaturen treten natürlich ganz unerwartet im Hochsommer auf!), Menschenmassen auf der Mariahilfer Straßen an den Adventsamstagen oder auch beim Silvesterpfad: die Wiener verstehen es, zu sudern und den Eindruck zu erwecken, ständig schlecht gelaunt zu sein. Nicht umsonst berichten auch Touristen immer wieder davon, wie unhöflich die Bevölkerung in Wien sei. Ob sie damit mit „echten“ Wienern in Kontakt waren oder doch eher auf grantige Möchtegern-Wiener getroffen sind, bleibt dahingestellt.
Nebenbei bemerkt gibt’s überall den klassischen „Grantscherm“ zu finden – sogar im Waldviertel.

2. Die Wiener können nicht Autofahren

Einer Umfrage zufolge halten 46% der Niederösterreicher die Wiener für „unberechenbar und eine Gefahr“ im Straßenverkehr. Aber was ist da dran? Heißt das „W“ auf der Nummerntafel direkt, dass der Lenker ein schlechter Autofahrer ist? Natürlich nicht, jedoch ist statistisch belegt, dass Wiener in Bezug auf ihr Fahrkönnen zur Selbstüberschätzung neigen. Ganze 86% behaupten von sich selbst, sie würden besser als der Durchschnitt fahren. Dies führt häufig zu Unachtsamkeit, was übrigens in Wien eine der häufigsten Unfallursachen ist.

wien

Das berühmt-berüchtigte „W“ auf dem Kennzeichen.

Außerdem kommen Vorurteile wie diese von Eindrücken, die wir eher in ländlichen Regionen gewinnen: ein Wiener, der scheinbar orientierungslos und verunsichert über Landstraßen fährt. Aber drehen wir den Spieß einfach um – die Wiener denken doch genauso über die „Autofahrer vom Land“. Sobald jemand mit einem nicht-Wiener Kennzeichen in der Bundeshauptstadt unterwegs ist, wird gehupt.
Hier lässt sich festhalten, dass sich offensichtlich jeder in seinem gewohnten Umfeld am wohlsten fühlt. Während der Stadtverkehr den einen oder anderen Wahl-Wiener zur Weißglut bringt, sind auch Wiener außerhalb ihres Reviers manchmal verunsichert.

3. Jeder Wiener kann Walzer tanzen

Nein, einfach nein! Diejenigen, die meist auf Drängen der Eltern einen Tanzkurs besucht haben, können sich vielleicht noch verschwommen daran erinnern, wie man im ¾-Takt das Tanzbein schwingt, jedoch trifft diese Erwartung keinesfalls auf alle Wiener zu. Schade eigentlich, aber da helfen selbst die gratis Crashkurse zum Walzertanzen beim Silvesterpfad nicht mehr. Vor allem erinnern die kläglichen Versuche des Walzertanzens zu Mitternacht an Silvester eher an Herumgestolpere und aufgrund des Platzmangels hat man ohnehin keine Chance, gekonnt seine Tanzkünste zum Besten zu geben. Aber genau das könnte man ja (auch als Waldviertler) als Anlass sehen einen Tanzkurs zu machen um veraltete Tanzkenntnisse aufzufrischen, beziehungsweise zu erweitern, oder nicht? Schließlich steht die Ballsaison schon praktisch vor der Tür.

Wiener Walzer – ein bedeutender Teil der österreichischen Kultur. Bild: Wikimedia

4. Wien ist windig

Jeder kennt es: in Wien ist es so gut wie immer windig – das habt ihr bestimmt schon selbst bemerkt und auch des Öfteren von Freunden und Studienkollegen gehört. Aber wisst ihr, wer das niemals sagen würde? Richtig, die Wiener. Sie kennen’s schließlich nicht anders, weshalb sie uns in dieser Hinsicht niemals Recht geben würden.
Spaß beiseite, Statistiken belegen, dass es in Wien überdurchschnittlich windig ist, also ist das nicht nur ein Vorurteil, das sich in den Bundesländern hält. Es ist ein Fakt. Ihr glaubt uns nicht? Seht hier durchschnittliche Windstatistiken von Zwettl und der Wetterstation auf der Hohen Warte im Vergleich.

Zwettler Zwickl

5. Der Wiener Dialekt und seine Eigenheiten

„Heast, Hawara!”, „des is jo ur leiwand”, „jo eh“ und “oida” gehören also zum Standardrepertoire eines echten Wieners? Es mag schon stimmen, dass der Wienerische Dialekt sprachliche Eigenheiten aufweist, aber so überspitzt, wie es manchmal dargestellt wird, haben wir noch niemanden sprechen gehört. Oder haben wir einfach noch nie „den typischen Wiener“ getroffen? Zumindest wurde in unserer Gegenwart noch nie an einem klassischen Wiener Würstlstandl „a Eitrige mit an Bugl und an 16er-Blech“ bestellt. Ja, mit so einer Bestellung outet man sich klar und deutlich als Nicht-Wiener, der eindeutig falsche Vorstellungen von der Hauptstadtkultur hat.

Aus unserem Buch: www.holzbaumverlag.at/wienleiwandJeder Euro hilft uns: www.startnext.com/rette-die-kk

Gepostet von Wien in leiwanden Grafiken am Mittwoch, 22. April 2020

Vielleicht sollten wir uns doch öfters in urige Wiener Beisl wagen, wo man angeblich noch die richtigen Wiener antrifft um diesen Irrglauben noch genauer zu untersuchen. Ein Erlebnis im Stil von „Ein echter Wiener geht nicht unter“ wäre bestimmt eine interessante Abwechslung.

6. Die Wiener sind immer gestresst und ungeduldig

„Steigen Sie aus?“ in der überfüllten U-Bahn und „Zweite Kassa, bitte!“, sobald mehr als 4 Leute in der Kassenschlange anstehen sind keine neuen Aussagen für euch? Gratuliere, ihr habt bereits am eigenen Leib erfahren, dass die Wiener Mentalität in gewisser Weise Stress und Ungeduld mit sich bringt. Angeblich ist die globale Gehgeschwindigkeit in Großstädten stark angestiegen, so auch in Wien. Stau und Gedränge sind damit unweigerlich verbunden, vor allem wenn Menschen glauben, dass sie es eilig hätten. Egal, ob im allseits beliebten 13A, der zu jeder Tageszeit überfüllt ist, oder in beliebten Einkaufsstraßen: der dauerhafte Stress und das Gehtempo der Wiener sind für so manchen Wien-Neuling zu Beginn in gewisser Weise eine Herausforderung.

wien besonderheiten

Die Wiener haben’s meistens sehr eilig, nicht wahr? Da kann man schon mal aus der Ruhe gebracht werden…

Tja, nun sind wir doch um einiges schlauer. Wie bereits erwähnt treffen unsere Erkenntnisse natürlich nicht auf jeden einzelnen Wiener zu, aber Ausnahmen bestätigen die Regel.
Die letzte Frage, die offen bleibt ist jedoch, ob man als Wahl-Wiener sich auch so manches mit der Zeit aneignet und sich somit immer mehr an Wien anpasst. Irgendwann ist unsere Bundeshauptstadt ja dann noch nicht mehr so „anders“ für uns Waldviertler. Vielleicht habt ihr ja schon von Eltern oder Freunden im Waldviertel gehört „Wieso gehst du denn so schnell? Bist du schon wieder im Stress?“ – Zumindest ist es mir schon mehrmals so ergangen. ?

Welche weitverbreiteten Vorurteile über Wien und seine Bewohner kennt ihr noch? Schreibt sie in die Kommentare, dann könnten wir auch diese Klischees etwas näher untersuchen!

 
 

veröffentlicht von benji

20. Dezember 2017

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