Was gibt es im zweiten Bezirk zu entdecken abgesehen von Prater und Augarten? Wir haben uns auf einen Streifzug durch die Wiener Leopoldstadt begeben.
Was gibt es im zweiten Bezirk zu entdecken abgesehen von Prater und Augarten? Wir haben uns auf einen Streifzug durch die Wiener Leopoldstadt begeben.
Der Prater mit dem Riesenrad als Attraktion! Quelle: Wikipedia
Der Donaukanal, der Prater und der Karmelitermarkt. Die Leopoldstadt ist geprägt von blauen und grünen Erholungsgebieten und kann mit einigen beliebten Märkten aufwarten. Mehr als ein Drittel des Bezirks besteht aus Grünflächen, ein Fünftel nehmen Gewässer ein. Studenten gefällt es hier genauso gut wie jungen Familien oder älteren Menschen, denn der Bezirk zeigt sich sehr abwechslungsreich. Durch die gute öffentliche Anbindung vor allem durch die U2 kommt man aber auch schnell in andere Teile der Stadt. Jüdische Synagogen gehören ebenso zum Stadtbild wie das Wiener Riesenrad oder die Wirtschaftsuniversität. Du musst hier nur ein paar Straßen weit spazieren und schon wirst du wieder eine neue Seite des Bezirks entdecken. Lust auf eine kleine Entdeckungstour? Wir nehmen dich mit.
Wenn man möchte, kann man die Leopoldstadt als Insel bezeichnen. Gemeinsam mit dem zwanzigsten Bezirk liegt sie auf dem Teil der Stadt, der zum einen vom Donaukanal begrenzt wird, zum anderen von der Donau selbst. Den größeren Teil dieser Insel nimmt der Zweite ein, in der Region des Nordbahnhofes und des Augartens verläuft die Grenze zwischen den beiden Bezirken. Die Leopoldstadt ist – verglichen mit den anderen Wiener Bezirken – durchschnittlich groß und gliedert sich auch in verschiedene Grätzel.
An die Leopoldstadt grenzen die Bezirke 1, 3, 9, 11, 20 und 22. Quelle: wiki voyage.
Im Norden des Bezirks liegen das Alliierten- und Volkertviertel. Beide sind klassische Wohngegenden, die Stadt ist bemüht, die Gegend aufzuwerten und die Wohnqualität zu steigern. Namensgebend sind die Alliiertenstraße beziehungsweise der Volkertplatz, wo sich auch der Volkertmarkt befindet. Hier vorbeizuschauen lohnt sich unter anderem aufgrund der jüdischen Küche.
Das Stuwerviertel liegt zwischen dem Praterstern und der Donau. Zu Beginn des 20. Jahrhundert entstand hier eine der größten Rotlichtszenen Wiens, bedingt durch die Nähe zum Wurstelprater. Da 2011 Straßenprostitution in Wohngebieten verboten wurde, hat sich das Grätzel ins Positive verändert, in den Köpfen vieler Wiener sind Vorurteile aber noch sehr präsent. Der WU-Campus befindet sich seit 2013 auch in diesem Gebiet, somit leben im Grätzel auch viele Studenten.
Ein schmaler Streifen zwischen Prater und drittem Bezirk trägt den Namen Pratercottage. Wenn dich „Cottage“ vielleicht gleich an große Villen und reiche Leute denken lässt, liegst du ganz genau richtig. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist hier eine noble Wohngegend entstanden, repräsentative Bauten und exklusive Sportklubs prägten das Bild. Heute gibt’s weniger schickimicki, die Lage zwischen Prater und Donaukanal kann als eher ruhig beschrieben werden.
Donaukanallände, Franzensbrückenstraße und Praterstraße begrenzen das Grätzel östlich der U-Bahn-Station Nestroyplatz. Für viele ist es eine etwas verschlafene Gegend, schicke Lokale und teure Wohnungen wie in anderen Gebieten gibt es (noch) nicht, in den Lokalen wird eher Bier als Bio-Ingwer-Cocktails getrunken.
Trendige Gastronomie und teure Immobilien zeichnen das Karmeliter- und Rembrandtviertel aus. Rund um den Karmelitermarkt zwischen Donaukanal, Taborstraße und Augarten erfreut sich die Gegend seit dem Jahr 2000 immer größerer Beliebtheit. Aufgrund der starken Gentrifizierung trägt das Viertel den Beinamen „Boboville“ und bildet das Zentrum der Bobo-Kultur Wiens.
Die grüne Lunge Wiens wird der Wiener Prater oft genannt, er ist das Aushängeschild des zweiten Bezirks. 513 Hektar misst das Erholungsgebiet und ist somit fast fünfmal so groß wie die Josefstadt, der 8. Bezirk. Was uns Waldviertler besonders freut, ist, dass die Hälfte des Gebietes von Wald bedeckt ist. In der warmen Jahreszeit kannst du hier im Schatten der Bäume faulenzen oder auch auf einzigartige Art und Weise (Geburtstag) feiern. Touristenmagnet schlechthin ist aber der Wurstelprater, dem jeder einmal einen Besuch abstatten sollte. Du kannst die Aussicht vom Riesenrad oder vom Ringelspiel des Praterturms aus genießen oder dich bei den wilderen Fahrgeschäften auf einen Adrenalintrip begeben.
Der Prater mit dem Riesenrad als Attraktion! Quelle: Wikipedia
Die Sportlichen unter euch zieht es wohl in erster Linie zum Laufen in den Prater, er ist nämlich auch bekannt für seine beliebten Laufstrecken. Für Tierliebhaber ist der Bezirk auch top, elf Hundezonen bieten für jeden bellenden Vierbeiner fast 150 Quadratmeter Platz zum Toben und Spielen.
Die Leopoldstadt kann auf eine lange und ereignisreiche Geschichte zurückblicken. Ursprünglich war hier ein Au- und Heidegebiet, ab dem 13. Jahrhundert wurden die verschiedenen Inseln auch bewohnt. In dieser Zeit wird das Gebiet vorwiegend für die Jagd genutzt. Ab dem 14. Jahrhundert steigt die Bedeutung der Gegend, es werden Brücken und Straßen gebaut, somit siedeln sich mehr und mehr Leute an und man beginnt Handel zu betreiben. Und langsam boomen die Bautätigkeiten: Teiche und Sümpfe werden trockengelegt, neue Brücken über die Donau gebaut, erste Gasthöfe und eine Verteidigungsanlage entstehen.
In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wird die Leopoldstadt jüdisches Ghetto, vieles aus dieser Zeit hat sich bis heute gehalten – zahlreiche Synagogen etwa, oft sieht man auch streng orthodoxe Juden in typischer Kleidung. 1670 wurden die Juden aber wieder vertrieben, in diesem Jahr bekam der Bezirk unter Kaiser Leopold I. auch seinen heutigen Namen. Durch den Ausbau der Schifffahrt, den Ausbau des Nordbahnhofes und der Donauregulierung ging es der Leopoldstadt wirtschaftlich immer besser. Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges wird intensiv an der Modernisierung und am Wiederaufbau des Bezirks gearbeitet, sodass er heute über eine gute Infrastruktur verfügt.
Rund um die Taborstraße ist Wohnen sehr beliebt.
Der zweite Bezirk war schon immer eine klassische Wohngegend, lange Zeit war er auch der Bezirk mit den meisten Häusern. Heute leben hier etwa 6% der Wiener Bevölkerung, damit landet die Leopoldstadt auf Platz vier unter den Wiener Bezirken. Mehr als 50.000 Wohnungen gibt es, durschnittlich sind die Wohnungen 70 Quadratmeter groß und werden von zwei Personen bewohnt. Alt- und Neubauten gibt es im Bezirk etwa gleich viele. Ein Quadratmeter Mietwohnung kostet im Schnitt 15,40 Euro, damit liegt die Leopoldstadt auf Platz acht der teuersten Bezirke. Als Faustregel bei den Mietpreisen gilt, je näher in Richtung Innenstadt, desto teurer. Für die kommenden Jahre wird dem Bezirk ein Bevölkerungswachstum vorhergesagt, Grund dafür sind Geburtenüberschüsse und Migration. Den zweiten Bezirk als Wohngegend allgemein zu beschreiben fällt schwer, weil die verschiedenen Viertel sehr unterschiedlich sind. Aber egal, ob du lieber mittendrin bist oder dich nach Ruhe und Grünflächen sehnst, hier wirst du sicher eine Gegend finden, in der du dich wohl fühlst.
Eine gute Gelegenheit, um den zweiten Bezirk und seine Bewohner kennen zu lernen, ist einen der Märkte zu besuchen. Karmelitermarkt oder Volkertmarkt bieten sich perfekt hierfür, du kannst dich in eines der vielen Cafés setzen und das Treiben beobachten. Aber auch wenn du frisches Obst, Brot oder Fleisch brauchst, sind die Märkte vielleicht das eine oder andere Mal eine willkommene Abwechslung zum Supermarkt. Wenn dir der Sinn nach Action und Unterhaltung steht, wirst du sicher im Prater fündig – neben Laufen bietet sich auch Skaten an, im Wurstelprater findet sich der Hip Hop-Club Vie Ei Pi und auch außergewöhnliche Gastronomie. Gastronomisch hat der Bezirk aber noch viel mehr zu bieten, wie etwa asiatische Küche.