Stephansdom, Hofburg und Kärntner Straße – was macht den ersten Bezirk sonst noch aus? Wir haben uns auf eine Spurensuche in der Inneren Stadt gemacht.
Stephansdom, Hofburg und Kärntner Straße – was macht den ersten Bezirk sonst noch aus? Wir haben uns auf eine Spurensuche in der Inneren Stadt gemacht.
Alte Damen in Pelzmänteln, chinesische Touristen, die jede Straßenecke fotografieren und Fiakerpferde, die im Schatten des Stephansdoms rasten. Das sind Bilder, die man sofort mit dem ersten Wiener Gemeindebezirk assoziiert. Es gibt geschichtsträchtige Prunkbauten, Kopfsteinpflaster und Luxusläden, aber auch Hipsterbars und vegane Eissalons. Dem ersten Bezirk hin und wieder einen Besuch abzustatten, zahlt sich also auch aus, wenn man nicht gerade im Touristen-Modus unterwegs ist. Wir waren für euch mit offenen Augen in der Innenstadt unterwegs und haben einige spannende Fakten und Eindrücke gesammelt.
Grob abgrenzen kann man den ersten Bezirk mit Hilfe der Ringstraße, die tatsächlichen Grenzen verlaufen etwas außerhalb. Im Nordosten bildet der Donaukanal die Grenze zur Leopoldstadt, dann geht es entlang des Wienfluss durch den Stadtpark Richtung Süden. Weiter über die Lothringerstraße, den Karlsplatz und den Getreidemarkt verläuft die Grenze dann über den Museumsplatz und die Museumsstraße zwischen Museumsquartier und Maria-Theresien-Platz. Die Grenze zum achten Bezirk verläuft hinter dem Rathaus über die Auerpergstraße, den Friedrich-Schmidt-Platz und die Landesgerichtsstraße. Über die Universitätsstraße geht es wieder Richtung Zentrum, die Maria-Theresien-Straße bildet den letzten Teil zurück zum Donaukanal.
Einige der wichtigsten Orte im Bezirk kennst du sicherlich – wie den Schwedenplatz, den Stephansplatz, die Kärntnerstraße oder den Heldenplatz. Damit kannst du dich schon recht gut in dem kleinen Bezirk orientieren. Unterteilen kann man die Innere Stadt in mehrere Grätzel:
In der Gegend rund um den Schwedenplatz warst du wahrscheinlich schon das eine oder andere Mal feiern, denn Bars und Clubs gibt es hier wirklich so weit das Auge reicht. Rund um Seitenstettengasse, Judengasse und Salzgries bilden die Lokale auch einen offiziellen Verbund, es gibt aber noch weit mehr Nightlife-Adressen in dieser Gegend. Tagsüber ist der Schwedenplatz in den warmen Monaten vor allem für sein Eis bekannt.
Vom Stephansplatz südostwärts bis zur Ringstraße erstreckt sich das Stubenviertel. Seinen Namen hat es, weil es hier im Mittelalter Badestuben gegeben hat, in denen sich reiche Bürger gerne die Zeit vertrieben haben. Wichtigste Straße ist die Wollzeile, die vom Stephansdom bis zum Stubentor eine Einkaufsmeile bildet. Hier findet sich übrigens ein kleines Waldviertler Schmankerl: der Zwettlhof, eine Passage vom Stephansplatz zur Wollzeile. Früher gehörte der Hof dem Stift Zwettl, heute ist der Durchgang öffentlich und beherbergt Schaufenster und Geschäftslokale.
Vom Stephansdom bis zur Oper erstreckt sich die Kärntnerstraße, die Gegend rundherum wird Kärntnerviertel oder manchmal auch Opernviertel genannt. Der Name kommt ganz einfach daher, da die Straße nach Süden und somit auch in Richtung Kärnten führt. Typisch sind die vielen Geschäfte und Lokale, die sich rund um die Kärntnerstraße finden lassen.
Das Schottenviertel erstreckt sich ausgehend vom Schottentor in Richtung Zentrum. Hier befindet sich das Juridicum, aber auch zum Hauptgebäude der Universität Wien am Ring ist es nicht weit, weshalb sich in den Cafés gerne Studenten tummeln. Die Gassen sind in diesem Teil der Innenstadt besonders alt und verwinkelt und versprühen somit ihren ganz eigenen Charme.
Auch Börseviertel genannt, liegt dieser Teil des ersten Bezirks im Nordwesten. Früher wurde hier Textilhandel betrieben, vorwiegend durch ansässige Juden, weshalb der Stadtteil auch „Fetznviertel“ oder „Judenviertel“ genannt wurde. Ab den 1980er-Jahren begann die Textilindustrie allerdings zu schrumpfen, ein Teil der daraufhin leerstehenden Geschäftslokale wurde in Bars verwandelt und zählt heute zum Bermudadreieck. Aktuell siedeln sich auch immer mehr Möbel- und Designgeschäfte an, ansonsten ist diese Gegend heute eher eine Wohngegend.
Dass der erste Bezirk mehr als Touristenrummel rund um den Stephansdom ist, zeigt ein Blick hinter die Kulissen.
Mehr Verwaltungsgebäude, Prunkbauten oder Touristen findet man wohl in keinem anderen Teil der Stadt. Doch der erste Bezirk hat auch einige andere interessante Eigenschaften. 16.300 Menschen wohnen hier, das macht den Bezirk zum bevölkerungsärmsten in ganz Wien. Im Gegensatz dazu arbeiten hier aber mehr als 100.000 Menschen, mehr als in jedem anderen Bezirk – Tourismus und Verwaltung schaffen einfach eine Menge an Jobs. Kaum verwunderlich, dass es in der Innenstadt die meisten Gästenächtigungen gibt, im Jahr 2014 waren es 2,2 Millionen. Das heißt über 6.000 Gäste und Touristen schlafen durchschnittlich jede Nacht im ersten Bezirk! Darüber hinaus zeichnet den Bezirk auch eine hohe Dichte an niedergelassenen Ärzten und Apotheken aus. Jeder zwölfte Wiener Zahnarzt etwa hat seine Praxis in der Inneren Stadt.
Was den Bezirk bestimmt auch ausmacht, ist das Lohnniveau. Denn das Klischee mit den pelzmanteltragenden älteren Damen stimmt ganz einfach. Die Leute, die im ersten Bezirk wohnen, sind nicht nur im Schnitt sechs Jahre älter als der typische Wiener, das durchschnittliche Jahresnettoeinkommen eines unselbstständig Beschäftigten liegt bei satten 157% eines durchschnittlichen Wiener Einkommens. Außerdem hat fast die Hälfte der 25- bis 64-Jährigen einen Hochschulabschluss. Mit dem Durchschnittseinkommen hängt bestimmt auch so manche Kuriosität zusammen. Etwa, dass es im ersten Bezirk mehr PKWs als Einwohner gibt – laut aktuellen Zählungen kommt der Bezirk nämlich auf 16.339 Einwohner und 16.906 gemeldete PKWs. Und das, obwohl die Straßen im Bezirk vielleicht nicht die besten für Autofahrer sind.
Die geschichtlichen Anfänge Wiens sind lange Zeit mit der Inneren Stadt gleichzusetzen, erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Vorstädte in das Gemeindegebiet der Stadt eingegliedert und somit acht Bezirke geschaffen. Schon im Jahre 100 hat es Vindobona als römisches Kastell gegeben, fast 800 Jahre später wurde es zum ersten Mal „Wien“ genannt. Kreuzzüge, Brände, Seuchen und Belagerungen haben die Stadt zwar in Mitleidenschaft gezogen, sie ist aber weiter und weiter gewachsen. 73.000 Bewohner zählte der erste Bezirk im Jahr 1880, das sind viereinhalb mal so viele wie heute. Eine besondere Rolle nahm die Innere Stadt auch in der Besatzungszeit nach dem zweiten Weltkrieg ein. Sie wurde nämlich von allen Besatzungsmächten gemeinsam besetzt, monatlich wurden die Verwaltungskompetenzen weitergegeben.
Die Ankeruhr am Hohen Markt stammt noch von k&k Hofuhrmacher Franz Morawetz und hat zwei Weltkriege samt Bombenangriffen überstanden.
Viel ist geblieben von alten Zeiten im ersten Bezirk. Wenig verwunderlich, dass drei Viertel aller Gebäude aus der Zeit vor 1919 stammen. Hier findet sich noch Vieles mit dem Zusatz k&k, an fast jeder Straßenecke sind kunstvolle Überbleibsel aus früheren Jahrhunderten zu finden. Sich einmal genau umzuschauen zahlt sich aus, so findest du interessante Details über die Stadt heraus, ohne dich durch Touristenmassen drängeln zu müssen.
Nirgendwo in Wien ist wohnen so teuer wie in der Inneren Stadt. Für einen Quadratmeter Mietwohnung musst du dir durchschnittlich mehr als 19 Euro beiseitelegen. Wenn du auf der Suche nach einer kleinen Startwohnung bist, wirst du hier vielleicht nicht so schnell fündig werden, Wohnungen sind im Schnitt nämlich 104 Quadratmeter groß. Die Innenstädter können sich viel Platz leisten, auf eine bewohnte Wohnung kommen durchschnittlich 1,89 Personen, somit kommen auf jeden Bewohner 55 Quadratmeter Wohnfläche.
Mit ein bisschen Glück kannst du hier bestimmt auch eine passende Wohnung zu einem moderaten Preis finden. Vorteile im ersten Bezirk sind, dass es hier allgemein als sehr sicher beschrieben wird, du immer mitten im Geschehen und öffentlich bestens angebunden bist.
Alte Häuser und große Wohnungen sind typisch für den ersten Bezirk.
Wer Wien erleben möchte, wie es einmal war, sollte im ersten Bezirk einfach darauf los spazieren. Ein paar alte Gassen gibt es noch, die klein und verwinkelt sind, wo Autos nicht durchkommen und die etwas irrsinnig Gemütliches ausstrahlen. Die Ballgasse oder Griechengasse sind gute Beispiele, das Vergnügen ist zwar kurz aber lässt dich unsere Hauptstadt mit anderen Augen sehen. Kulinarisch gibt es in der Inneren Stadt auch einiges zu entdecken. Hier findest du vor allem traditionelle Restaurants, die dich mit Schnitzel und Schweinsbraten verwöhnen. Zu späterer Stunde gibt es auch ein paar gute Adressen für Nachtschwärmer, denen der Magen knurrt. Die Morgenmenschen unter euch gönnen sich bestimmt lieber ein ausgiebiges Frühstück oder zumindest einen schnellen Kaffee – vielleicht auch gemeinsam mit Katzen. Kulturfreunde kommen natürlich auch nicht zu kurz, das Gartenbaukino und die Staatsoper sollte man jedenfalls einmal von innen gesehen haben und sind immer einen Besuch wert.